Fußball Holger und Marc-Philip Stiller trainieren die B-Junioren des SV Eintracht Salzwedel

Üblicherweise ist es ja so, dass der Vater das Sagen gegenüber seinem Sohn hat. Allerdings nicht bei den Verbandsliga-B-Junioren des SV Eintracht Salzwedel, denn dort steht – was das Sportliche betrifft – der 18-jährige Marc-Philip Stiller über seinem Senior Holger. Die Ergebnisse beweisen, dass dieses Konzept gut aufgeht.

Ein starkes und kompetentes Duo: Holger Stiller (links) und sein Sohn Marc-Philip trainieren gemeinsam die Verbandsliga-B-Junioren des SV Eintracht Salzwedel. Foto: Florian Schulz VOLKSSTIMME

Salzwedel/Thielbeer l Selbst ist Marc-Philip Stiller gerade erst aus dem Nachwuchs- in den Herrenbereich gewechselt, demzufolge nur drei bis vier Jahre älter als seine Schützlinge in der Salzwedeler B-Jugend. Der junge Stiller hat an der Osterburger Sportschule jedoch eine gute Trainerausbildung genossen und ist in Sachen Taktik und Technik bereits ein echter Fachmann – womöglich sogar ein noch größerer als sein 45-jähriger Vater. Somit überlässt dieser ihm auch die wichtigsten sportlichen Entscheidungen, der Senior sieht sich indes eher als „Motivator“.

Nachdem Holger Stiller bereits im Alter von 19 Jahren einen Bandscheibenvorfall erlitt, musste der Linksfuß – zumeist auf der linken Abwehrseite zu Hause – seine aktive Laufbahn beenden. Der gebürtige Zwickauer hatte aber bereits eine Trainerkarriere im Hinterkopf. Nachdem er sich mehrere Jahre vorwiegend Familie und Beruf widmete, übernahm Stiller 2004 die F-Junioren des SV Eintracht Salzwedel, zu denen auch sein damals sechsjähriger Sohn Marc-Philip zählte. Die Truppe führte der Thielbeerer bis in die B-Jugend. Nach seiner Zeit beim SV Rot-Blau Sanne (drei Jahre) kehrte Holger Stiller im Sommer 2015 zurück nach Salzwedel, um dort die Landesliga-C-Junioren der Eintracht zu übernehmen. „Holger Neumann hatte mich gefragt. Das Ziel war der Aufstieg in die Verbandsliga, den wir auf Anhieb geschafft haben“, freut sich Stiller noch heute über das starke Einstandsjahr. Auch den Verein hat der 45-Jährige, der im Laufe seiner Übungsleiterjahre viel dazulernte und 2014 die C-Lizenz erwarb, mittlerweile fest in sein Herz geschlossen: „Ich bin mit aller Leidenschaft hergekommen und werde immer alles geben.“

Youngster wird durch Familie in Bann gezogen

Ähnlich sieht es bei seinem Sohn Marc-Philip aus. Der 18-Jährige wurde durch seine Familie von der Volkssportart Nummer eins begeistert und kam nie wieder davon los. Mittlerweile spielt der Angreifer für die Kreisliga-Herren des SV Eintracht Chüden. „Durch meine A-Jugend-Zeit habe ich dort noch viele Freunde, komme auch mit Trainer Orlando Konietzny gut klar und fühle mich sehr wohl“, verrät der Stürmer. Gemeinsam mit seinem Vater kam auch Marc-Philip 2015 als Trainer zu den C-Junioren nach Salzwedel. Zunächst allerdings ohne die ganz großen Erwartungen: „Mein Papa hat mich gefragt, ob ich einfach mal zum Training mitkommen möchte. Mir hat es auf Anhieb Spaß bereitet, also bin ich dabei geblieben.“

„Generell bin ich mit dem Fußball aufgewachsen. Es bereitet mir einfach Spaß, Kinder weiterzubringen und ihre Entwicklung zu sehen“, verrät der 18-Jährige. So war es kein Wunder, dass er 2016 die C-Lizenz erwarb. Zudem schaut sich der Thielbeerer viel von seinem Senior ab. Bei den Salzwedeler B-Junioren gibt es auch eine klare Arbeitsteilung, die Holger Stiller folgendermaßen erläutert: „Marc-Philip kümmert sich um die Aufstellung und die Strategie. Zuvor sprechen wir das aber gemeinsam durch.“ Bei den Trainingseinheiten ist der recht ruhige 18-Jährige zudem für die Arbeit mit den Torhütern zuständig. „Ich halte mich aus vielen Sachen komplett raus. Mein Sohn verrät mir seine Entscheidungen und ich nehme sie zur Kenntnis. Ich vertraue ihm da völlig, weil er eine sehr gute Ausbildung genossen hat“, verrät Holger Stiller. Der kümmert sich bei den Partien vor allem um „Ordnung und Disziplin“ in der Mannschaft. „Ich sehe mich doch eher als Respektsperson sowie als Motivator“, so der 45-Jährige.

Die Zusammenarbeit der beiden Stillers funktioniert. Dass Vater und Sohn bereits so früh gemeinsam im Trainergeschäft tätig sind, hätten sie im Vorfeld nicht vermutet. „Es hat aber von Beginn an geklappt und war sehr angenehm“, sind sich die beiden Thielbeerer einig. Als Holger Stiller seinen Sohnemann noch selbst trainierte, war er ihm gegenüber womöglich auch nicht immer ganz fair: „Jeder war bei mir eigentlich mal Kapitän, Marc-Philip allerdings nie.“ Als Trainergespann sind die Stillers hingegen fast immer einer Meinung. Ebenso, wenn sie über den SV Eintracht Salzwedel sprechen: „Die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten sind hier sehr gut. Hinter den Kulissen wird vor allem durch Holger Neumann und Enrico Bertram sehr gute Arbeit geleistet.“ Die Entwicklung ihrer Schützlinge sehen Vater und Sohn Stiller ebenfalls sehr positiv. „Wir haben sie damals gut ausgebildet aus der Talenteliga übernommen. Mittlerweile sind sie noch besser geworden, ebenso wie die Ergebnisse. Auch der Zusammenhalt ist sehr gut. Wir haben eine tolle Truppe beisammen, wobei uns auch die Eltern immer wieder prima unterstützen“, schwärmt Holger Stiller. Er würde die Truppe nun gern bis in den Herrenbereich begleiten und später auch möglichst als Männercoach auf Landesebene arbeiten. Erste Adressen dürften dabei der SV Eintracht Salzwedel oder auch der SV Liesten 22 sein.

Marc-Philip möchte indes erst einmal als Spieler Fuß im Männerbereich fassen und mit der Chüdener Eintracht den Aufstieg in die Kreisoberliga sowie womöglich auch einen Kreispokalsieg schaffen. Einen Wechsel zu einem höherklassigen Verein („Ein Aufstieg in die Landesliga wäre sehr reizvoll“) wie die Salzwedeler Eintracht schließt der Youngster für die Zukunft nicht aus. Als Trainer würde der 18-Jährige später gern allein eine Truppe übernehmen und diese von der G- bis in die A-Jugend führen. Die Stillers hoffen zudem, dass die tolle Nachwuchsarbeit in Salzwedel auch auf diesem Niveau fortgeführt werden kann und möglichst viele junge Spieler erfolgreich im Herrenbereich Fuß fassen. Wichtig wäre dabei vor allem die Neuformierung einer A-Jugend. „Wir selbst werden uns die Zeit immer nehmen, denn uns macht das einfach Spaß“, drücken die Thielbeerer ihre Begeisterung für den Trainerjob in Worten aus. Für eine erfolgreiche Zukunft beim SV Eintracht Salzwedel werden sich auch Holger und Marc-Philip Stiller mächtig ins Zeug legen.

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