Quelle: Altmarkzeitung Von Stefan Schmidt: Gardelegen. In Amerika kennt man keine Milliarde. Dort kommt nach der Zählweise „Million“ gleich die „Billion“. Und so ist der Slogan „One Billion Rising“ etwas irreführend. Übersetzt heißt das nämlich „Eine Milliarde stehen auf“.

Die Milliarde steht für eine Milliarde Frauen, die in ihrem Leben männlicher Gewalt ausgesetzt waren oder sind – sei es körperlich oder psychisch.

Eine Milliarde, das ist jede dritte Frau weltweit. Daran erinnerte der Flashmob am gestrigen Nachmittag auf dem Gardelegener Rathausplatz: Flashmob ist laut Definition „ein kurzer, scheinbar spontaner Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer persönlich nicht kennen und ungewöhnliche Dinge tun. “.

Ungewöhnlich war gestern, dass getanzt wurde. Etwa 200 Teilnehmer – auch Männer – fanden sich ein, um unter der Vorturnerschaft von drei Tanzlehrern und Tanzlehrerinnen gegen Gewalt an Frauen zu demonstrieren. „Wir sprengen die Ketten“ hieß es da in jenem Lied, nach dem sich bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt bewegt wurde.

Zu Beginn hatte Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig Gewalt an Frauen als „Thema, das häufig totgeschwiegen wird“ bezeichnet. Besonders schlimm sei, dass etwa 40 Prozent aller von Gewalt betroffenen Frauen keine Möglichkeit hätten, dies anzusprechen, oft mangels Vertrauensperson. Zepig wünschte den etwa 200 Anwesenden: „Haben Sie trotz des schweren Themas viel Freude.“

Mit im Boot war gestern neben dem Frauenhaus aus Salzwedel, das mit einem Informationsstand vor Ort war, der Kreissportbund Altmark-West. Dessen Vorsitzender Lutz Franke tanzte begeistert mit, hatte sich das rote „Rising“-T-Shirt übergezogen und sprach davon, dass man in einer Gesellschaft durchaus streiten dürfe. Dies aber stets ohne Gewalt.

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