Warum Kommunikationslücken zwischen Landesamt und Sportvereinen im Kreis für Ärger sorgen


Seit Monaten warten die Sportvereine im Altmarkkreis Salzwedel auf die Zu-oder Absage ihrer Fördermittelanträge. Foto: Henning Lehmann

Die Sache ist eine gute: Ein Sonderprogramm des Landes fördert Bau-Projekte lokaler Sportvereine bis 50 000 Euro zu 100 Prozent. Der Haken: Die Kommunikation. Irgendwo zwischen Landesverwaltungsamt und Vereinen bleiben Informationen stecken. Der Schwarze Peter geht auf Wanderschaft.

Von Gesine Biermann VOLKSSTIMME

Salzwedel l Die Kritik von Kreissportbund-Geschäftsführer Peter Böse war deutlich: Während der jüngsten Sitzung des Kreissportausschusses (Volksstimme berichtete) ging sie ans Landesverwaltungsamt: Dort würde die Antragsbearbeitung stecken bleiben, monierte Böse. Denn die Freude über das Sonderprogramm des Landes, das eine Vollförderung von Bauprojekten vorsieht, sei bei den Vereinen längst verpufft.

18 Vereine aus dem gesamten Altmarkkreis hatten Anträge gestellt. Die Zeit dafür war knapp bemessen. Lediglich wenige Wochen Zeit hatten die Vorstände, um alle Unterlagen einzureichen. Bis zum ersten Februar mussten sie vorliegen. Und dort liegen sie nun auch weiterhin und warten auf ihre Bearbeitung.

Hoffnung machen sich vor allem vier Vereine in Berge, Mieste, Kalbe und Gardelegen auf die Zusage der 100-Prozent-Förderung. Bei ihnen würde alles passen – zwei wollen endlich eine Beregnungsanlage für den Fußballrasen anschaffen.

Bisher gab es allerdings weder Zu- noch Absagen. „Aber wenn die Bewilligung nicht kommt, schaffen es die Vereine nicht mehr zu bauen“, macht Böse klar. „Wenn ein oder zwei schon Antwort hätten, hätte kein Mensch etwas gesagt“, aber so gar keine Information? Das sei nicht nachzuvollziehen. Und das stoße auch den Vereinen sauer auf. „Immerhin sollen solche Maßnahmen ja Freude und Euphorie auslösen“ – und nicht Frust.

Beim Landesverwaltungsamt will man den Schwarzen Peter indes nicht haben, sondern verweist auf die unerwartet hohe Zahl der Anträge. „Im Rahmen des Programmes kam es in sehr kurzer Zeit zu einem beträchtlich erhöhten Antragsvolumen“, betont Sprecherin Denise Vopel. 399 zusätzliche Anträge seien bis zum Stichtag eingegangen „Diese Antragsfülle musste organisiert und strukturiert werden.“ Und darauf, so Vopel im Volksstimme-Gespräch, habe sich das Amt auch nicht vorbereiten können.

„Wir haben diese Antragsflut so nicht erwartet.“ In der Tiefenprüfung ergäben sich zudem oft neue Fragestellungen, die in Zusammenarbeit mit Vereinen, Landkreisen und Gemeinden und dem Ministerium für Inneres und Sport erörtert und gelöst werden müssten. Weiterhin würden auch andere Förderprogramme laufen, „und wir haben kein zusätzliches Personal“, so Vopel.

Dass das Prozedere deshalb länger dauere, sei aber kommuniziert worden, versichert sie: „Wir haben das mit allen Beteiligten besprochen.“

Daran wiederum kann sich Peter Böse nicht erinnern. Er weiß nur, dass bei ihm die Telefone heiß laufen. „Die Vereine rufen bei mir an und fragen nach. Gefühlte hundert Mal. Aber aus dem Landesverwaltungsamt: keine Reaktion.“ Auch nicht per Mail. „Ich habe den Mailverkehr vorliegen.“

Nachfragen der Vereine gab es im Landesverwaltungsamt ebenfalls, hält Denise Vopel dagegen. Und jeder Anrufer habe ausführlich Auskunft erhalten.

Auch auf die Frage, ob dies mit einer Rundmail an die Kreissportbünde nicht hätte verhindert werden können, gibt es eine klare Antwort aus dem Amt: Diese, so Vopel, seien nicht der „Kommunikationspartner des Landesverwaltungsamtes. Unser Ansprechpartner ist der Landessportbund.“ Alle Informationen zum Sonderprogramm seien an diesen gegangen.

Blieb die Weitergabe von Informationen also beim Landessportbund (LSB) stecken? Die Volksstimme fragte nach.

Aber auch dort sieht man sich nicht in der Verantwortung: „Die Enttäuschung des Kreisportbundes Altmark-West über bisher nicht erteilte Fördermittelbescheide an seine Vereine ist durchaus verständlich“, heißt es in einem Statement des Vorstandsvorsitzenden Dr. Lutz Bengsch. Das Bewilligungsverfahren selbst liege indes nicht in der Hand des LSB. „Bewilligungsbehörde ist das Landesverwaltungsamt.“ Der LSB sei nicht mehr Beteiligter des Verfahrens und habe damit keinerlei Einflussmöglichkeit, zum Beispiel auf die zeitliche Abarbeitung der Vorgänge. Bengsch: „Wir haben in enger Zusammenarbeit mit Kreis- und Stadtsportbünden und oftmals viel ehrenamtlichem Aufwand für die beantragenden Vereine alle Termine zur Abgabe der Fördermittelanträge eingehalten.“ Zudem habe der Landessportbund seine Vereine in der Antragstellung auf Wunsch individuell beraten – nur dass die eben immer noch auf Antwort warten.

Möglicherweise aber nicht mehr all zu lange, macht Denise Vopel nun den Verantwortlichen Hoffnung: „Wir arbeiten derzeit die Liste ab.“ Bis Ende Juli soll das voraussichtlich geschafft sein.

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Kommentar von Gesine Biermann VOLKSSTIMME

Ein rasanter Ball, ein zackiger Schuss – Zögern ist für Sportler ein Fremdwort. Nur einen Monat Zeit für die Antragstellung? Kein Problem. Alles pünktlich eingereicht. Der schnelle Sprinter macht den Sieg. Vielleicht fällt es den Sportvereinen deshalb so schwer, Verständnis für eine Behörde aufzubringen, bei der es dann Monate dauert und dauert und dauert, bis Ergebnisse eintrudeln. Nun ja. Auch Sportler sind gelernte Deutsche, kennen die Bürokratie und ihre Hürden. Sportlich fair wäre es allerdings gewesen, wenn mal ein Zwischenergebnis an die Wettkämpfer herausgegangen wäre. Das ist eine Sprache, die die Sportler gut verstehen.

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