Der zweifache Marathon-Olympiasieger war beim Jubiläumslauf dabei und würdigte das Engagement von Siegbert Klaffer. Innenministerin Zieschang überreichte eine Ehrenplakette an den Vereinsvorsitzenden Marno Schulz.

VON HENNING LEHMANN

WINTERFELD. Doppel-Olympiasieger Waldemar Cierpinski hat auch 44 Jahre nach seinem legendären Goldmedaillen-Gewinn am 1. August 1980 in Moskau nichts von seiner Popularität verloren. Der mittlerweile 73-jährige Hallenser war der Stargast beim 50. Winterfelder Lauf in den Frühling und stand im Mittelpunkt des Geschehens. Geduldig ließ er Selfis mit sich machen.

Doch die lebende Legende war nicht nur in den Ort an der Bundesstraße 71 gekommen, um sein zum 70. Geburtstag erschienenes Buch „Nennt Eure Söhne Waldemar“ zu signieren. Er mischte sich unter die etwa 500 Besucher und Stand ihnen Rede und Antwort.

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang und Marathon-Legende Waldemar Cierpinski (links) kamen zum 50. Lauf in den Frühling nach Winterfeld, um dem initiator der Veranstaltung, Siegbert Klaffer, zu gratulieren und lobende Worte für sein Engagement auszusprechen. FOTO: HENNING LEHMANN

Das machte er auch im kleinen Talk mit der Winterfelderin Cordula Röhl-Radtke, die im Vorjahr selbst die Marathonstrecke absolvierte. Dabei betonte Cierpinski, dass er sich auf das größte Sportevent der Welt in Los Angeles im Sommer 1984 sehr intensiv vorbereitete und insgesamt 40.000 Kilometer absolvierte. Da die damalige Sowjetunion gemeinsam mit 19 Ländern aus dem ehemaligen Ostblock allerdings auf Grund der angespannten politischen Lage zur USA die Teilnahme absagte, blieb dem Hallenser das mögliche Triple verwehrt. „Da war der Sport der Geisel der Politik ausgesetzt“, blickt der Volksheld im Gespräch mit der Volksstimme zurück.

Cierpinski lobte bei seinem Auftritt ausdrücklich den Initiator der Laufveranstaltung in Winterfeld, Siegbert Klaffer, der vor 50 Jahren Der zweifache Marathon-Olympiasieger war beim Jubiläumslauf dabei und würdigte das Engagement von Siegbert Klaffer. Innenministerin Zieschang überreichte eine Ehrenplakette an den Vereinsvorsitzenden Marno Schulz. die sportliche Bewegung ins Leben gerufen hatte. „Die Idee, die Du 1974 in die Tat umgesetzt hast, hat bis heute eine nachhaltige Wirkung. Wenn sich so viele Menschen zum Sporttreiben zusammenfinden, ist das einfach großartig“, würdigte der Olympiasieger, der auch seine beiden Goldmedaillen von Montreal und Moskau mitgebracht hatte. Da Klaffer, der studierte Veterinärmediziner im Ruhestand, schon alle möglich Ehrungen besitzt, erhielt er zum Jubiläumstag vom Vereinsvorstand einen Korb mit Spezialitäten. Doch nicht nur Waldemar Cierpinski war am Sonntag zu dem runden Fest in das Altmarkdorf gekommen, auch Sachsen-Anhalts Sport- und Innenministerin Tamara Zieschang. Sie hatte dabei die Sportplakette des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Gepäck.

„Papier vergilbt, die Plakette nicht“, meinte die Christdemokratin. Die Ehrung mit der Urkunde und dem besonderen Erinnerungsstück konnte Vereinsvorsitzender Marno Schulz im Nachgang zum 100-jährigen Bestehen des SV Winterfeld von 2022 entgegennehmen. Zieschang ließ sich bei ihrem Besuch vom Ex-Vorsitzenden Hans-Joachim Schwerin das Traditionszimmer im 1976 erbauten Mehrzweckgebäude zeigen und war von den historischen Dokumenten und Gegenständen angetan.

Zwar konnte sich Waldemar Cierpinski wegen einer Beinverletzung, die er sich beim wöchentlichen Fußballspielen zugezogen hatte, bei seinem Besuch sportlich nicht betätigen. Dennoch ist der einstige Ausnahmeathlet und Inhaber eines Sportgeschäftes in seinem Wohnort körperlich fit. „Man muss im Alter etwas für seinen Körper machen, damit man fit bleibt“, riet er und ergänzte, dass er viermal in der Woche entweder Fußball spielt oder eine andere Aktivität ausübt. Das ist dem 1.70 Meter großen Hallenser auch anzusehen. Denn aktuell wiegt er um die 70 Kilogramm, zu seiner aktiven Zeit waren es zwischen 55 und 60.

Auf die Zeit zurückblickend ließ er nicht unerwähnt, dass er „in Los Angeles gern zum dritten Mal Olympiasieger geworden wäre“. Doch die damalige Politik verhinderte das Vorhaben. Vier Jahre später beendete der dreifache Familienvater seine Laufbahn.

In ganz Deutschland und darüber ist er bis heute noch ein Promi. Auch auf Grund der Fernsehreportage 1980 in Moskau von Heinz Florian Oertel, der junge Eltern aufforderte, ihre Nachkömmlinge Waldemar zu nennen. Dazu sagte er jetzt, dass es keine genaue Statistik dazu gibt, aber sich zwei Eltern bei ihm gemeldet haben, die ihren Sohn danach so benannt haben. Wenn Waldemar Cierpinski in Halle, aber auch andernorts unterwegs ist, wird er bis heute nach eigenen Angaben mindestens dreimal in der Woche darauf angesprochen.

Sportlich ging es beim Jubiläumstreff in Winterfeld auch zu. 130 Radfahrer absolvierten nach dem Startschuss von Siegbert Klaffer und dem Vorreiten von Rüdiger Bümann und Bernd Gebert den 12-Kilometer-Rundkurs vom Tennisheim über Recklingen, Baars, Quadendambeck und wieder zurück. Zwölf Läufer, fünf Nordic Walker mit Gabriele Schulze an der Spitze, die im Anschluss die Ehrennadel des Landessportbundes in Bronze erhielt, waren ebenfalls aktiv. Wer nicht so gut zu Fuß ist, konnte auf dem Kremser von Tobias Chrzanowski Platz nehmen und die Radtour verfolgen. Somit waren 180 Personen direkt am Ausflug beteiligt. Damit wurde der Teilnehmerdurchschnitt der vergangenen 50 Jahre zum runden Geburtstag erneut erreicht.

AUS DEN VEREINEN 50. Start in den Frühling des SV Winterfeld / Siegbert Klaffer der Initiator

#Winterfeld – Zum festen Bestandteil eines Sportjahres gehört beim SV Winterfeld der „Start in den Frühling“. 1974 das erste Mal durchgeführt, feierte diese Veranstaltung am vergangenen Sonntag ihr 50. Jubiläum. Mit dabei war auch der zweifache Olympiasieger im Marathonlauf, Waldemar Cierpinski.

Allein 127 Radfahrer wurden beim 50. Start in den Frühling des SV Winterfeld gezählt.
Fotos: Verein / Sensenschmidt

„Waldemar ist da“, freute sich der über 400-mitgliederstarke Landsportverein um Vereinschef Marno Schulz über den hohen Besuch aus Halle/Saale. Cierpinski ist neben Abebe Bikila und Eliud Kipchoge einer von drei Athleten, die zweimal bei Olympischen Spielen die Goldmedaille über die 42,195 Kilometer gewinnen konnten. Nachdem der DDR-Sportler 1976 in Montreal gesiegt hatte, wurde dessen Siegeslauf vier Jahre später in Moskau weltbekannt. Beim Zieleinlauf rief Reporter-Legende Heinz Florian Oertel bei der Liveübertragung in sein Mikrofon: „Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!“

Waldemar Cierpinski hatte sein Olympia-Gold dabei.

Kein Wunder ist daher, dass ein Buch über den erfolgreichen Marathonläufer, der gerne 1984 seinen Titel in Los Angeles verteidigt hätte, was der Olympia-Boykott zahlreicher Ostblockstaaten damals aber verhindert hat, einen ähnlichen Titel trägt. Das Buch „Nennt Eure Söhne Waldemar“ hatte der inzwischen 73-Jährige in Winterfeld dabei, wie auch die Goldmedaille von seinem Sieg in Montreal.

Siegbert Klaffer mit Ex-DDR-Meister Arno Fehse (l.).

Neben Cierpinski stand der langjährige Vereinsvorsitzende Siegbert Klaffer im Mittelpunkt des Geschehens. Ende 1974 fand zu Ehren der Oktoberrevolution eine Freundschaftsmeile statt, die trotz bescheidener Wetterverhältnisse mit 94 Teilnehmern einen guten Anklang fand. „Wir sollten laufen, wenn es den Augen am besten geht, also im Frühjahr“, erinnert sich Siegbert Klaffer. Und so wurde der Lauf in den Frühling verlegt, der, weil auch Radfahrer und Walker hinzukamen, zum „Start“ wurde und noch nie ausgefallen ist. Auch nicht in den zwei Corona-Jahren, wenn auch mit zeitlichen Verschiebungen in den Herbst und Sommer. „Ich wünsche euch Freude am Sport und gute Gesundheit“, meinte der fast 84-Jährige und schickte die 127 Radfahrer sowie zahlreiche Läufer und Walker auf die verschiedenen Strecken in der Winterfelder Umgebung.


Quellenangabe: Altmarkkreis Salzwedel vom 11.05.2024, Seite 22

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