Lutz Franke ist seit nunmehr bereits zehn Jahren an der Spitze des Kreissportbundes Altmark West und kann sich durchaus zehn weitere vorstellen. Foto: Thomas Koepke Volksstimme

 

Salzwedel l In dieser Zeit an der Spitze des größten Sportverbandes der Altmark hat der 57-Jährige bereits viel erlebt, gesehen, verändert und weiterentwickelt. Für eine Bestandsaufnahme traf sich Sportredakteur Thomas Koepke mit dem KSB-Oberhaupt zu einem kleinen Interview.

Volksstimme: Herr Franke, seit nunmehr zehn Jahren sind Sie an der Spitze des KSB im Altmarkkreis West. Wie ist es 2008 eigentlich dazu gekommen, dass Sie die Führung des größten Sportverbandes der Region zu übernehmen?

Lutz Franke: Das war nicht spektakulär. Ich wurde von Sportfreunden gefragt, ob ich mir eine Mitarbeit im KSB-Vorstand vorstellen könnte. Als ich dann, nach längeren Überlegungen, ja sagte, überraschte mich es doch, dass man mich für den Vorsitz vorschlug. Die Delegierten des Kreissporttages haben mich dann gewählt.

Was war Ihre Triebfeder, sich dieser anspruchsvollen, ehrenamtlichen und wichtigen Aufgabe zu stellen?

Ich war überzeugt, dass ich die sportliche Entwicklung im Altmarkkreis Salzwedel voranbringen kann.

Wenn Sie sich zurückerinnern, welche ersten Eindrücke konnten sie im Jahr der Wahl zum KSB-Vorsitzenden sammeln?

Das erste Jahr war ein schwieriges Jahr für den Sport in Sachen-Anhalt. Der Landessportbund stand mit negativen Schlagzeilen ständig in den Medien. Unsere erste Aufgabe auf Kreisebene war es, unter den geänderten Förderbedingungen und den gesunkenen Mittelzuweisungen unsere Arbeitsfähigkeit in der Geschäftsstelle, in den Vereinen und in den Verbänden aufrecht zu erhalten.

In dieser Zeit ging es leider weniger um die sportliche Entwicklung, als vielmehr um die Erhaltung und Stabilisierung der vorhandenen Strukturen. Wir hatten es mit neuen Verhandlungspartnern, wie der Investitionsbank, zu tun. Die Suche nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten, die Erarbeitung innovativer Finanzkonzepte und die Sicherung der Unterstützung der Sportvereine und Fachverbände waren für alle Beteiligten keine leichte Aufgabe.

Besonders muss ich da unseren Landrat, Michael Ziche, erwähnen. Gerade kurz im Amt hatte er immer ein offenes Ohr für unsere Probleme und hat uns mit den damals geschlossenen Kompromissen bei der Finanzierung und auch dem neu geschaffenen Zuwendungsvertrag die wirtschaftliche Basis für die folgenden Jahre gegeben.

Rückblickend muss ich sagen: es war eine sehr schwierige aber auch spannende Zeit. Alte Zöpfe wurden abgeschnitten und neue Wege ausprobiert, letztendlich erfolgreich.

Wenn Sie die Sportlandschaft in der westlichen Altmark mit all ihren Facetten in Ihren zehn „Dienstjahren“ bewerten müssten, wie würde diese Bewertung aussehen?

Ich sage nichts Neues, wenn ich feststelle, dass wir in einer strukturschwachen Region leben – und das eben auch in sportlicher Sicht. Möglichkeiten, absolute Spitzensportler aus unserer Region hervorzubringen, sind allein auf Grund der fehlenden Top-Trainer und modernen Sportstätten kaum möglich. Wir konzentrieren uns deshalb seit vielen Jahren auf den Breiten- und Vereinssport. Wir wollen alle Altersgruppen und alle Regionen der Altmark einbeziehen.

Mit sportlichen Höhepunkten wie den Kinder- und Jugendspielen, den Familien-, Frauen- und Kindersportaktionstagen und vielem mehr, versuchen wir die ganze Breite zu erfassen und zusätzliche Angebote zu unterbreiten.

Einzelne Randsportarten, die sich in unserer Region gut entwickelt haben, werden wir weiter zielgerichtet fördern, ohne den allgemeinen Wettkampfsport zu vernachlässigen.

Wenn Sie drei absolute Höhepunkte der letzten zehn Jahre im Amt nennen sollten, welche wären das?

Das kann ich nicht. Jedes Sportjahr in der Altmark hat seine eigenen Höhepunkte. Egal in welcher Sportart oder Alterklasse der Wettstreit um die beste sportliche Leistung stattfindet, es sind alles Höhepunkte im Leben derer, die daran teilnehmen und sich mit sich selbst oder anderen messen.

Gewinner ist nicht nur unser Kraftdreikampf-Weltmeister Patrick Lösel aus Klötze, sondern auch der sechsjährige Läufer, der beim Herbstcrosslauf in Kakerbeck als Letzter ins Ziel kommt. Mit dabei zu sein und mit den Sportlern ihre Höhepunkte zu erleben, ist für mich die Bestätigung.

Welche Dinge liegen Ihnen besonders am Herzen, was wurde bereits angepackt und was muss noch angepackt werden?

Wir haben in den letzten zehn Jahren viel erreicht. Die Mitgliederzahlen in den Vereinen und Verbänden sind gegen den allgemeinen Trend mit knapp 16 000 Mitgliedern konstant geblieben. Die Altmärker treiben in jeder Altersklasse gerne Sport.

Auch bei dem Ausbau und der Modernisierung der Sportstätten haben wir viel erreicht. Allein in den letzten fünf Jahren wurden über 600 000 Euro über den KSB in die kreislichen Sportstätten investiert.

Was mir seit vielen Jahren schwer am Herzen liegt, ist der Zustand der Sporthalle in Kalbe und des Werner-Selenbinder-Stadions in Salzwedel. Hier besteht seit vielen Jahren ein großer Sanierungsbedarf. Da muss sich aber die jeweilige Kommune bewegen und Geld für notwendige Investitionen in die Hand nehmen. Wir, und auch die Vereine, werden da sehr gerne unterstützen.

Diese ganze ehrenamtliche Arbeit schafft man ja kaum allein. Welche Zahnräder greifen beim KSB da ineinander?

Nein, der organisierte Sport in der Altmark ist keine Einmannshow. Ein sportlicher Erfolg ist heute nur möglich, wenn ein ganzes Team daran arbeitet. Trainer und Übungsleiter, die einen fordern, aber auch ermutigen. Eltern, die die ersten sportlichen Schritte begleiten und fördern. Vereinskameraden, die mittrainieren und einen auch mal mitziehen.

Und natürlich die vielen ehrenamtlichen Helfer, Schieds- und Kampfrichter in den Vereinen und Fachverbänden, die den Sport in den Gemeinden erst einmal ermöglichen.

Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit haben wir im KSB einen hauptamtlichen Geschäftsführer mit zwei Mitarbeitern. Mit unserem Geschäftsführer Peter Böse verbindet mich eine langjährige vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit. Ohne eine solche konstruktive Zusammenarbeit kann die Organisation der sportlichen Entwicklung im Landkreis nicht funktionieren. Peter Böse, Andreas Lenz und Claudia Constabel sind das Bindeglied zwischen den Vereinen und Fachverbänden auf der einen und dem KSB-Vorstand und dem LSB auf der anderen Seite.

Auch der Kinder- und Jugendsport spielt in den Zeiten des demografischen Wandels eine große Rolle. Welche Rolle nimmt dieser innerhalb des KSB genau ein?

Ich halte es für absolut wichtig, Kindern und Jugendlichen breite Sportangebote zur Verfügung zu stellen. Im Sportverein, in der Mannschaft, beim Training und bei Wettkämpfen können wir den jungen Sportlerinnen und Sportlern Werte vermitteln, die in unserer Gesellschaft immer wichtiger werden. Der Sport vermittelt Werte wie Teamgeist, Mut und Ausdauer, Disziplin, Ehrgeiz und Pflichtgefühl aber auch Kameradschaft und Toleranz.

Sport spielte und spielt in Ihrem Leben schon immer eine große Rolle. In welchen Sportarten sind Sie eigentlich zu Hause?

So richtig zu Hause bin ich bei den Turnern. In meiner Kindheit und Jugend war ich mehr in der Turnhalle, am Reck, Barren oder an den Ringen als zu Hause. Aber auch in anderen Sportarten habe ich trainiert. Mein Vater war Trainer im Basketball. Natürlich spielt man da als Sohn auch mit. Ich habe aber auch gerne Volleyball und Tischtennis gespielt. In der Altmark begeistert mich der Reit- und Pferdesport. Deshalb bin ich aber noch lange kein Reiter.

Man sieht Sie fast jedes Wochenende auf einem Sportplatz, oder in einer Sporthalle. Wie wichtig ist der Kontakt zu den Sportlerinnen und Sportlern selbst?

Den Vorsitz des größten Verbandes im Landkreis zu haben, ist mit viel Verantwortung, sehr viel Zeit und administrativer Arbeit verbunden. Da frage ich mich auch mal, warum tue ich mir das an?

Wenn ich dann aber sehe, mit welchen Anstrengungen und Kampfgeist die jüngsten Sportlerinnen und Sportler beim Wettstreit um die vorderen Plätze und Medaillen an den Start gehen, wie glücklich und stolz sie auf ihre vollbrachten Leistungen sind, dann weiß ich, dass sich meine Arbeit gelohnt hat. Der Kontakt zum Sport, zu den Sportlerinnen und Sportlern, macht den Sinn meiner ehrenamtlichen Arbeit aus.

Wo sehen Sie den KSB und auch sich selbst in zehn weiteren Jahren?

Die Sportvereine sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie bieten allen Altersgruppen, von den Kleinsten in der KITA bis zu unseren Ältesten, sportliche Betätigungen auch in den kleinsten und dünnbesiedelsten Gemeinden.

Der KSB AltmarkWest wird auch in den nächsten zehn Jahren der stärkste Verband in unserem Kreis sein. Mit seinen vielen ehrenamtlichen Mitgliederinnen und Mitgliedern wird er weiterhin aktiv das gesellschaftliche und sportliche Leben in den Städten und Gemeinden bestimmen. Wenn ich weiterhin dazu meinen persönlichen Beitrag leisten kann, werde ich das gerne auch in den nächsten Jahren tun.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei der Arbeit im KSB.