AUS DEN VEREINEN: Antje Schiel Ehrenvorsitzende der WSG „Jenny-Marx“

#Salzwedel – Kürzlich hat die WSG „Jenny-Marx“ Salzwedel auf ihrer Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt. Dabei löste Ronny Sobeck die langjährige Vereinschefin Antje Schiel im Vereinsvorsitz ab. Die 77-Jährige wurde indes zur Ehrenvorsitzenden des Vereins gewählt, den sie 1983 mit elf weiteren Sportfreunden mitgegründet hat.

Antje Schiel ist bei der WSG nicht wegzudenken, denn als Übungsleiterin leistet sie in mehreren Turngruppen des Vereins eine unschätzbare Arbeit. Die gebürtige Hallenserin treibt seit ihrem sechsten Lebensjahr Sport. Turnen, Handball und Schwimmen waren und sind ihre Leidenschaft. Mit Lok Halle spielte sie sogar Handball in der DDR-Oberliga. „Ich liebe diesen Sport. Es ist der Wahnsinn, was der SC Magdeburg in dieser Saison alles gewonnen hat“, outet sich die dreimalige Teilnehmerin am legendären Turn- und Sportfest in Leipzig, als Fan der Grün-Roten. In der Messestadt war Antje Schiel gleich dreimal mit Post Halle Teil der großen Sportshow. „Dort hatten wir viele schöne Erlebnisse, von denen ich heute noch zehre“, erinnert sich die Rentnerin, für die es kaum einen Tag ohne eigene sportliche Aktivitäten gibt.

Hier fühlt sie sich wohl: Antje Schiel (vordere Reihe Mitte) zwischen „ihren“ WSG-Turnerinnen. Foto: Sensenschmidt

1971 folgte sie ihrem Mann nach Salzwedel, trat dem Verein Dynamo bei und engagierte sich dort als Übungsleiterin, auch um ihrer damals dreijährige Tochter Janette den Sport näher zu bringen. Der eigenen Tochter folgten unzählige Kinder, die sie in ihrer 47-jährigen Übungsleitertätigkeit betreut und entwickelt hat. „Selbstbewusstsein, Kameradschaft und Achtung sind Werte, die ich den Kindern vermitteln will.“ Insbesondere bei den ganz kleinen Kindern wird zudem durch einfache Übungen die Motorik entwickelt und gefördert. Jungen und Mädchen, die bei Antje Schiel und ihren Mitstreiterinnen trainieren, haben auch im Schulsport zumeist sehr gute Noten. Die WSG ist einer der Vereine, die den zunehmenden Defiziten im Schulsport entgegenwirken. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Eltern ihre Kinder in diesen Verein bringen. Zwölf Sportfreunde waren es bei der Gründung, inzwischen gehören 527 Mitglieder dem Verein an. Damit ist die WSG „Jenny-Marx“ der viertgrößte Sportverein im Altmarkkreis Salzwedel. Da sie diese große Anzahl allein nicht trainieren kann, hat Antje Schiel immer wieder Mitglieder motiviert, sich zusätzlich für den Verein zu engagieren und sich als Übungsleiter oder Trainer ausbilden zu lassen. So wie Annette Wnuck von Lipinski, Babett Gerke, Magdalena Sell, Bettina Hehle oder Dörthe Schalk, um nur einige von ihnen zu nennen. „Ehe sie auf der Bank sitzen und zuschauen, können sie etwas machen“, scheut sich Antje Schiel auch nicht, die Eltern der Kinder anzusprechen. Und so wuchs die WSG zu einer großen sportlichen Familie, deren treibende Kraft die Ehrenvorsitzende seit 1983 ist.

Lebenseinschnitt kommt 1989

Das große sportliche Engagement wurde bereits vielfach gewürdigt. Bereits in der DDR erhielt Antje Schiel die Auszeichnung „Vorbildliche Übungsleiterin“. Die Ehrenmedaille des Kreissportbundes Altmark-West sowie zahlreiche Auszeichnungen des Landessportbundes bis hin zur Ehrennadel in Gold sind ein Zeichen der großen Anerkennung. Auch die Stadt Salzwedel würdigte im November des vergangenen Jahres die ehrenamtliche Tätigkeit Antje Schiel´s anlässlich des 40. Vereinsgeburtstages der WSG mit dem Eintrag in das „Goldene Buch“ der Stadt. Nicht schlecht für eine Frau, der Weihnachten 1989 aufgrund ihrer SED-Mitgliedschaft „fehlende Verfassungstreue“ vorgeworfen und ihre Arbeitsstelle in der Kreisverwaltung deshalb gekündigt wurde. Ein Arbeitsgericht hat diese Kündigung ein halbes Jahr später wieder aufgehoben, doch vergessen hat Antje Schiel diesen Lebenseinschnitt nicht.

Blumen zur Ehrenmitgliedschaft: Lutz Franke (l.) und Andreas Lenz vom Kreissportbund gratulierten Antje Schiel. Foto: Verein

Halt hat ihr damals auch ihre Sportfamilie gegeben, die WSGler standen zu ihrer Antje, die sich im Kreis der vielen Kinder sichtlich wohlfühlt. Die Agricola-Turnhalle und die Sporthalle der Jenny-Marx-Grundschule sind ihr zweites Zuhause. Sport hält jung, inzwischen trainiert Antje Schiel Kinder und auch schon einige Enkelkinder, von Eltern und Großeltern, die als Kinder bei ihr „das Laufen gelernt haben.“ Diese Eltern wissen halt aus eigener Erfahrung, dass ihre Sprösslinge bei Antje Schiel sehr gut aufgehoben sind und deren Entwicklung positiv gefördert wird. Der Turnsport bildet für die Kinder die Grundlage, um später auch in anderen Sportarten erfolgreich zu sein. Sei es im Handball, Fußball, Bogenschießen oder in der Leichtathletik. Zahlreiche Schiel-Schützlinge holten Medaillen und Titel bei Landes- und auch Deutschen Meisterschaften.

Das ist auch eine schöne Wertschätzung, weil sie mich nicht vergessen haben.

Antje Schiel

„Turner sind halt vielseitig“, weiß die Wahl-Altmärkerin aus eigener Erfahrung und freut sich, wenn sie auf der Straße von ehemaligen Schützlingen gegrüßt und angesprochen wird. „Das ist auch eine schöne Wertschätzung, weil sie mich nicht vergessen haben“, so Antje Schiel, die sich nun auf den 20. Juni freut, wenn ab 15 Uhr in und an der Agricola-Sporthalle das Sommerfest des Vereins stattfinden wird. Diese Veranstaltung hat Tradition bei der WSG. Zahlreiche kleine und auch große Mitglieder treffen sich bei Sport und Spiel. Und irgendwo mittendrin wird man die Ehrenvorsitzende finden.

Quellenangabe: VON RENEE SENSENSCHMIDT Altmarkkreis Salzwedel vom 19.06.2024, Seite 23

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